Praxissemester im Kompetenzzentrum Freiwilligendienste

Ein Erfahrungsbericht von Nancy Zoe

Das fünfte Semester meines Studiums brachte eine der bisher schwersten Entscheidungen mit sich. Ich stand vor der Wahl, in welcher Einrichtung ich das kommende halbe Jahr verbringen würde, und damit verbunden stellte sich auch die Frage, in welche Fachrichtung sich mein Studium nun vertiefen sollte. Die Vielzahl der möglichen Bereiche und Einsatzstellen überforderte mich fast, und die Ungewissheit bezüglich des Feldes verstärkte meine Nervosität bezüglich des Umgangs mit zukünftigen Kollegen und meiner Rolle als studentische Praktikantin.

Als ich am ersten Tag im Kompetenzzentrum Freiwilligendienste im Herzen von Saarbrücken ankam, war meine Aufregung denke ich kaum zu übersehen. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, und so war es kein Wunder, dass mir an diesem Tag mehrmals etwas aus den Händen glitt. Doch die Nervosität verflog schnell, als ich ein erstes “Willkommensgespräch” mit meiner zukünftigen Leitung führte. Sie nahm mir meine Unsicherheit und führte mich durch die Räumlichkeiten, die sich über zwei Etagen erstrecken. Dank des Brückentags herrschte insgesamt wenig Betrieb, was mir die Möglichkeit gab, in meinem Tempo anzukommen, mich in Ruhe einzuleben und meine Arbeitsmittel zu erhalten.

Bereits am zweiten Tag lernte ich einen Großteil meiner zukünftigen Kollegen kennen, die mich alle sehr herzlich empfingen. Ihre Geduld während meiner Einarbeitung und die strukturierte Planung eben dieser halfen mir, mich schnell zurechtzufinden und meine Fortschritte selbst kontrollieren zu können. Besonders gefiel mir die flache Hierarchie, die es mir ebenfalls ermöglichte, mich einzubringen, als wäre ich eine „vollwertige Mitarbeiterin“. Meine Einarbeitung war geprägt von einer steilen Lernkurve, da ich zuvor wenig Berührungspunkte mit dem Thema Freiwilligendienste insgesamt hatte. Doch ich schätzte die Flexibilität, die mir geboten wurde, um meine Stärken einzubringen und meine Schwächen anzugehen. So konnte ich mich an der Erstellung von Ablaufschemata, Prozessbeschreibungen und der Planung von Seminarwochen beteiligen.

Auch die telefonische Beratung und die Mithilfe bei der Vermittlung von Freiwilligen und Einsatzstellen gehörten zu meinen alltäglichen Aufgaben. Ebenso übernahm ich sehr schnell eigene Aufgabenbereiche völlig selbstständig und eigenverantwortlich und sprang bei Tätigkeiten in der Verwaltung ein. Bei Problemen stand jedoch immer jemand bereit, mir zu helfen, und meine Fragen wurden zu jedem Zeitpunkt ernst genommen und umfassend beantwortet, sodass ich immer daraus lernen konnte.

 

Durch das Praxissemester und den gesamten Input erlangte ich Klarheit darüber, in welche Richtung meine berufliche Entwicklung gehen sollte und wo meine persönlichen Baustellen und Entwicklungspotenziale lagen. Besonders dankbar bin ich für die Reflexionsgespräche mit meiner Anleitung, die mir letztlich einen völlig neuen Blickwinkel eröffnete in einem Berufsfeld, an welches ich so nie gedacht hätte.

Überrascht hat mich, wie sehr mich politische Debatten und Entscheidungen in Berlin rund um die Themen Kürzungen und Haushaltssperre während meiner Zeit im Kompetenzzentrum Freiwilligendienste beeinflussten. Erst während meiner Endreflexion zum Abschluss meines Praxissemesters wurde mir bewusst, wie sehr sich meine Stimmung und Haltung in dieser Zeit durch Ereignisse aus Berlin immer wieder verändert hatte.

Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich während dieses halben Jahres gesammelt habe. Sie haben mir nicht nur geholfen, meine berufliche Zukunft klarer zu sehen, sondern auch mich selbst besser zu verstehen und mit Zuversicht dem baldigen Abschluss meines Studiums entgegenzusehen.