„Am meisten zu finden waren alte Plastikbecher“

Freiwilligengruppe berichtet über Müllsammelaktion in Neustadt

In der Stadt, im Dorf, im Wald, am Strand: Kein Ort bleibt vom Müll verschont, auch nicht Neustadt an der Weinstraße. Müllsammelaktionen (Cleanups im Fachjargon) sollen auf dieses Problem aufmerksam machen. Weltweit treffen sich motivierte Menschen jeden Alters, um gemeinsam auf Mülljagd zu gehen, insbesondere am World Cleanup Day. In Deutschland gibt es sogar ein Cleanup Network mit lokalen Initiativen (https://cleanupnetwork.com/network/). Damit wollen Umweltschützer*innen ein starkes Zeichen gegen Umweltverschmutzung setzen. Vor kurzem führte die Freiwilligengruppe des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aus Neustadt eine solche Müllsammelaktion im Rahmen einer Seminarwoche durch. Im nachfolgenden Interview berichten Emelie Volkmer, Susanne Hener und Khalil Abdo, drei Freiwillige aus der Gruppe, wie sie die Aktion erlebt haben.

Wie fandet ihr die Idee, eine Müllsammelaktion (im Seminar) zu machen?

Emelie: Ich empfand es als sehr gute Idee, da die wenigsten auf die Idee kommen, so eine Aktion durchzuführen. Mit der Truppe hat es auch sehr viel Spaß gemacht und es war abwechslungsreich.

Susanne: Zu Beginn fand ich die Idee einer Müllsammelaktion nicht besonders überzeugend, doch nach nicht allzu langer Zeit fand ich meinen Spaß daran und der Antrieb meiner schnell geschlossenen Freundschaften machte es nur besser. Diese Aktion mit dem Seminar zu verbinden, fand ich erfrischend, es war etwas anderes als die Vorträge, die wir die Tage zuvor hatten. Die Aktion hat uns zusammengeschweißt und durch das Praktische und nicht nur das Theoretische hat man erst richtig verstehen können, wie vermüllt unsere Welt eigentlich ist.

Khalil: Es war interessant, auch etwas draußen zu unternehmen, bei dem man sich eine Zeit lang beschäftigt. Es war definitiv nicht langweilig und hat Bock gemacht!

Wie habt ihr euch dafür organisiert? Was habt ihr dafür gebraucht?

Emelie: Uns wurden Westen, Müllsäcke und Müllzangen zur Verfügung gestellt. Natürlich brauchte man auch sehr viel Energie und Spaß.

Khalil: Wir haben Mitfahrgelegenheiten genutzt, da manche kein Auto hatten, und alles einen Tag davor besprochen. Ausrüstung wie Mülltüten, Zangen, Westen und Handschuhe bekamen wir gestellt.

Susanne: Außer mich gedanklich darauf vorzubereiten, hatte ich selbst nicht viel zu organisieren. Benötigt haben wir Müllsäcke und Greifzangen, wer mochte konnte auch Handschuhe anziehen.

Hattet ihr bereits eine solche Aktion vor dem Seminar durchgeführt?

Emelie: So eine große Aktion noch nicht. In der Schule gab es oft Dienste, die dann den Müll auf dem Schulgelände eingesammelt haben.

Khalil: Nein, leider nicht.

Susanne: In dieser Art und Weise hatte ich noch nie solch eine Aktion vor diesem Seminar.

Wo habt ihr Müll gesammelt und wie lange?

Emelie: Wir sind am Globus in Neustadt gestartet und sind eine Runde gelaufen, bis wir am Burger King und Cineplex angekommen sind. Wir waren ca. 2 1/2 Stunden unterwegs.

Khalil: In Neustadt in der Nähe vom Globus, in Gebüschen, auf Straßenseiten.

Susanne: Müll gesammelt haben wir in einem großen Radius um den Neustädter Globus an der Weinstraße, inklusive am Burger King und am McDonalds, zwei der größten Fast-Food-Marken, sowie am Cineplex, einem besonders großen Kino. In Richtung der Weinreben und an der Straße entlang lag dennoch auch nicht wenig Müll. Wie lange genau wir unterwegs waren, weiß ich leider nicht mehr.

Was gab es an Müll?

Emelie: Es gab einiges: sehr viele Masken, Tüten/Becher von Burger King, alte Verbände, Säcke voll mit Flaschen, ganz viele Plastikartikel, einen Haufen voller Zigaretten und noch viel viel mehr.

Khalil: Verschiedenes: Becher, Zigaretten, Wein- und Bierflaschen, Tüten, Dosen…

Susanne: Es gab so gut wie alles an Müll, von Verpackungsmüll bis zu Weinflaschen. Am meisten zu finden waren alte Plastikbecher (von Burger King, McDonalds, Kino etc.).

Wie viel Müll konntet ihr sammeln?

Emelie: Wir hatten insgesamt 10 große Müllsäcke, die alle fast komplett gefüllt waren. Auf so einer „kurzen“ Strecke ist das viel zu viel.

Khalil: 8-9 Mülltüten, die über die Hälfte befüllt waren?

Susanne: Wir konnten beschaulich viel Müll zusammenlesen. Ich würde auf 11 Säcke schätze, plus minus.

Wie habt ihr euch nach der Sammelaktion gefühlt?

Emelie: Man hat sich einfach gut gefühlt, da man sich nützlich gemacht hat und etwas Gutes vollbracht hat. Auf der anderen Seite war es aber auch niederschmetternd, weil einem erstmal richtig klar wurde, wieviel Müll überhaupt rum liegt.

Khalil: Gut, da man etwas für die Umwelt und die Natur getan hat.

Susanne: Nach der Sammelaktion habe ich mich sehr erfüllt und gut gefühlt. Etwas nicht für einen selbst zu machen, tut nicht nur dem Gewissen gut. Überraschenderweise war ich sehr motiviert weiterzumachen.

Was habt ihr daraus gelernt?

Emelie: Leute/Freunde/Bekannte, vielleicht sogar einen selbst, darauf hinzuweisen, jeglichen Müll in Mülleimer zu entsorgen und nicht einfach irgendwo hin zu schmeißen, nur weil man zu faul ist, bis zum nächsten Mülleimer zu laufen.

Khalil: Wir sollten wirklich darauf achten, wohin wir unseren Müll schmeißen. Wir könnten damit beispielsweise Tiere töten.

Susanne: Ich habe daraus gelernt, dass 10 Schritte zu einem Mülleimer nicht so furchtbar sind und Müll vom Boden aufzuheben und ihn zu beseitigen nur halb so schlimm ist, wie ihn einfach liegen zu lassen. Jeder sollte etwas mehr auf seine Umgebung und seinen Müllverbrauch achten und schon werden solche Aktionen immer weniger, denn aus einem gewissen Blickwinkel sind diese Aktionen kein gutes Zeichen im Hinblick auf den Zustand unserer Gesellschaft.

Würdet ihr die Aktion weiterempfehlen? Wenn ja / nein, warum?

Emelie: Ich würde die Aktion auf jeden Fall weiterempfehlen, damit die Menschen selbst mal sehen, wie verschmutzt die Welt eigentlich ist und sie einfach aufzufordern, etwas Gutes zu tun und den meisten Teil des Mülls auf der Welt einfach zu entsorgen.

Khalil: Ja, ich würde die Aktion natürlich weiterempfehlen, da man sich für die Umwelt, die Natur und die Tiere einsetzt und etwas Gutes tut.

Susanne: Solch eine Aktion ist auf jeden Fall ein Ereignis, das jeder mal erleben sollte. Ich würde es jedem ans Herz legen, um sich selbst etwas die Augen öffnen zu können.

Würdet ihr euch nochmal an einer solchen Aktion beteiligen und wenn ja, was würdet ihr eventuell anders machen?

Emelie: An solch einer Aktion würde ich gerne noch einmal beteiligt sein und dann vielleicht eine längere Strecke bewältigen, damit eine größere Fläche größtenteils frei von Verdreckung ist.

Khalil: Ja, vielleicht mehrere Gruppen gegeneinander…

Susanne: Ich würde immer wieder an so einer Aktion teilnehmen, jedoch nur mit Menschen, mit denen man sich versteht, denn ich denke, dass das einem selbst mehr Motivation gibt. In unserem Fall hätte man an diesem Tag nichts besser machen können.